Im Jahr 1692 ließ Graf Franz Albrecht von Oettingen-Spielberg an der Südostseite des Jagdschlosses Hirschbrunn eine Kapelle errichten, die vor der 300-Jahrfeier im Jahr 1992 umfassend renoviert worden ist und mit ihrer kunstgeschichtlich bedeutsamen Ausstattung ein kleines Juwel in der Rieser Kapellenlandschaft darstellt. Die Kapelle bietet im Hauptschiff Platz für 100 Personen und auf der Empore für 30 Personen. Der Barockaltar aus dem Jahr 1775 mit den beiden Heiligenfiguren Georg und Johannes der Täufer umrahmt das Marienbild von L. Mayle aus dem Jahr 1838, auf dem oben links wie ein kleines Stillleben das Hirschbrunner Jagdschloss in die Landschaft hineingestellt ist. Die stukkierte Kanzel stammt aus der Zeit um 1720. Auf der Empore und im rückwärtigen Fürstengang steht seit 1943 eine Steinmeyer-Orgel mit 14 Registern, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Im barocken Zwiebelturm hängen drei Glocken mit den Tönen des Te-Deum-Motivs G-B-C.
Von Anfang an gab es am Fuß des Schlosses Hirschbrunn eine katholische Kolonie von Tagelöhnern, die im fürstlichen Forst Beschäftigung fanden. Für diese und die benachbarten Katholiken von Dornstadt und Stahlhof hielt zuerst der Hofkaplan der fürstlichen Familie in der Schlosskapelle Gottesdienste, bis die Jesuiten in Oettingen 1706 einen Pater als Kurator entsandten. 1816 erhielt Hirschbrunn einen eigenen katholischen Friedhof. Am 10. Januar 1872 genehmigte König Ludwig II. von Bayern die Erhebung der Kuratie Hirschbrunn zur Pfarrei. Die Schlosskapelle dient seither als Pfarrkirche. 1874 wurde am westlichen Ortsrand ein eigenes Pfarrhaus errichtet. Das Haus befindet sich mittlerweile in Privatbesitz und wurde umfassend renoviert, ohne jedoch seinen ursprünglichen Charakter zu verändern. Der katholische Friedhof erfuhr im Jahr 2008 eine Generalsanierung und gehört mittlerweile zu den schönsten Friedhöfen weit und breit.
Heute umfasst die Pfarrei Hirschbrunn 160 Katholiken und wird von der Stadtpfarrei St. Sebastian in Oettingen seelsorglich betreut. Hirschbrunn liegt auf dem Gebiet der politischen Gemeinde Dornstadt. Das Patrozinium wird am 15. August, dem Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel, gefeiert. Eine Legende erzählt, dass die Jünger das Grab der Maria öffneten und darin nicht mehr Marias Leichnam, sondern nur noch Blüten und Kräuter fanden. Deshalb wird in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten zu Mariä Himmelfahrt eine Kräuterweihe vorgenommen. Aus sieben verschiedenen Kräutern (die Zahl symbolisiert die sieben Sakramente oder die sieben Schmerzen Mariens) werden Sträuße gebunden und zur feierlichen Kräuterweihe gebracht. An diesem Tag wird auch das Lieblingslied der Pfarrgemeinde Hirschbrunn gesungen: “Glorwürdige Königin, himmlische Frau, milde Fürsprecherin, reinste Jungfrau! Wende, o heilige Mittlerin du, deine barmherzigen Augen uns zu.”
Herr Dr. Helmut Wolff aus Rösrath bei Köln hat die folgenden Familienerinnerungen über den legendären Forstinspektor Mayer aus Dornstadt zusammengetragen: „An das imponierende Jagdschloss Hirschbrunn der Fürstenfamilie Oettingen-Spielberg, gelegen oberhalb der Ortschaft Dornstadt, schließt sich talwärts mit der Schlosskapelle “Mariä Himmelfahrt” ein besonderes Kleinod an. In der 1992 zum 300jährigen Jubiläum des Gotteshauses erschienenden Festschrift brachte Hermann Kucher umfassend und kenntnisreich die geschichtliche Verbundenheit von Schloss, Fürstenhaus und Ortschaft zur Darstellung. Daran anknüpfend und ergänzt durch archivalische Quellen aus Harburg, Augsburg, München und Oettingen zeigen neuere Forschungen das lebensvolle Wechselspiel von patrimonialer Obsorge mit religiöser Toleranz und nachhaltigem, oft erfolgreichen Bemühen einiger Familien um sozialen Aufstieg in Zeiten sich verändernder Gegebenheiten. Fast legendenhaft wurden immer wieder der fast hundertjährige “Forstinspector Mayer” in Erinnerung gebracht und die weitverzweigte Försterfamilie gleichen Namens. In diesem Johann Georg Mayer (*1738 zu Dornstadt, † 1837 zu Oettingen) kulminiert zwar diese Familiengeschichte besonderer Art, doch dauerte sie – wie jetzt deutlich ist – vom Beginn des 17. Jahrhunderts bis etwa 1890. Rund 280 Jahre lang schafften die zahlreichen Mitglieder der Mayer-Familie (wie die vieler anderer Familien der Region) “im Holz”, in den riesigen Waldungen des Fürstentums. Sie saßen in den Forsthäusern von Hausen, Fürnheim, Haidt und Linckersbaindt, vor allem aber zu Dornstadt und Hirschbrunn. Sie waren Waldwirte, Forstwirte, Büchsenspanner, Revier- bzw. Bezirksjäger, Revierförster, Forsteiförster, Unter- und Oberförster, Forstbereiter und (als höchste Stufe) “fürstl. Forst-Inspector” – letzteres nach dem Anschluss 1806 an Bayern.
Die als eine Art “Totenzettel” posthum verbreitete Lithographie (siehe Abbildung), als deren Entwurfsfassung eine gut erhaltene, farbige Aquarellskizze gelten kann (Fürstl. Forstamt, Sign. GPr), zeigt den alten Forstinspektor Mayer, passend zu resignativer Bekundung, einen mürrischen Forstmann. Immerhin konnte er im Alter von 90 Jahren endlich eine lange Jahre vorenthaltene Gehalts-Nachzahlung über 3.345 Gulden erhalten (Quittung vom 8.8.1828). Ihm waren zwar noch weitere fast 10 Lebensjahre vergönnt, doch legte der tieffromme Mann eine gehörige Summe für das wunderbare Altarbild des Malers L. Mayle zurück. Wohl aus dem Legat Mayers wurde ein Jahr nach seinem Tod das Gemälde “Gnadenbild Hirschbrunn” bezahlt. Für die Mayer-Familie war die Schlosskapelle ihre ganz besondere Kirche: Hochzeiten und viele, viele Taufen der Kinder, Enkel und Nachfahren sind bezeugt. Und der jüngste Sohn des Forstinspektors, Georg Elias (*1785), arbeitete hier, selbst unverheiratet, als Unterförster, als “Hausvogt im Schloss”, zugleich als Schulmeister für die Kinder der Katholiken und auch als Mesner. Da schlummern noch zahlreiche interessante Begebenheiten, und es nimmt nicht wunder, dass im Mai dieses Jahres zahlreiche Nachkommen der weit verstreuten “Mayerei” zu einem Familientreffen hierorts zusammenkamen und natürlich auch die Schlosskapelle Hirschbrunn besuchten.