Der zur Pfarrei St. Sebastian in Oettingen gehörende Ortsteil Nittingen hat neben einer Feldkapelle an der Straße nach Oettingen eine sehr schöne Marienkapelle, deren Ursprünge sich bis in das Jahr 1767 zurückverfolgen lassen. Sie liegt leicht erhöht mitten im Ort und lädt Beter aus Nah und Fern zur Andacht ein. Mittelpunkt des Hochaltars ist ein klassizistisches Ölgemälde der Muttergottes mit Kind, flankiert von zwei Holzskulpturen des heiligen Josef und des heiligen Sebastian. Im Schiff hängt ein Kreuz und ein Gnadenbild der Muttergottes mit Kind in reich besticktem Brokatgewand. Der Förderverein Marienkapelle Nittingen hat die wertvollen Kreuzwegstationen an den Seitenwänden renovieren lassen, die als kleine Ölgemälde auf Leinwand gemalt und mit kunstvollen Rahmen versehen sind. Im Turm läuten zwei Glocken. Außerdem treibt eine eigene Turmuhr die Uhrzeiger und das Schlagwerk an. Am Wochenende 25. / 26. Mai 2013 hat der Förderverein sein zehnjähriges Gründungsjubiläum mit einem Festgottesdienst in der Marienkapelle, mit Bewirtung in der Festhalle und einem Festvortrag von Herrn Kreisheimatpfleger Herbert Dettweiler gebührend gefeiert. Am 11. Juni 2022 wurde die Marienkapelle nach einer umfassenden Generalsanierung und Trockenlegung unter reger Anteilnahme der Bevölkerung im Rahmen eines Festgottesdienstes erneut unter den Segen des dreifaltigen Gottes gestellt.
In seinem „Streifzug durch die Geschichte Nittingens“ aus dem Jahr 1980 schreibt Dr. Josef Hopfenzitz: „Nittingen gehörte wie alle Ruggerichtsorte bis auf Lehmingen zum eichstättischen Pfarrverband Ehingen. In diesen Orten gab es der Kirche gewidmete Güter, die der Unterhaltung der Mutterkirche und der Geistlichen dienten. Der in Nittingen „Kirchenlehen“ genannte Besitz bei Hausnummer 2 in der Nachbarschaft der heutigen Marienkapelle dürfte schon auf die Gründungszeit der Urpfarrei Ehingen zurückgehen. Er umfasste 23 Morgen und wurde 1312 der seit diesem Jahr selbständigen Pfarrei St. Jakob in Oettingen zugeordnet. In der Reformation blieb Nittingen katholisch. In der Dreiteilung des Wallersteiner Grafschaftsanteiles in die Linien Baldern, Wallerstein und Spielberg kam Nittingen zur letzteren.“ In der Chronik der Familie Hopfenzitz aus dem Jahr 1990 ist zu lesen, dass der Bauer Xaver Löfflad, ein Vorfahr der heute noch auf dem Hof sitzenden Familie Hopfenzitz, 1767 auf seinem Spitzacker einen Schatz fand und, da sich dafür niemand als Eigentümer meldete, das Geld für die Kapelle stiftete.
In der Marienkapelle Nittingen finden in regelmäßigen Abständen Gottesdienste statt, wie etwa vor Weihnachten oder anlässlich des Bittgangs vor Christi Himmelfahrt. Der Generalvikar der Diözese Augsburg hat seit dem Jahr 1901 seine Erlaubnis zur Feier der heiligen Messe auf dem konsekrierten Altar der Filialkapelle in Nittingen urkundlich beglaubigt. Vor 100 Jahren musste eine diesbezügliche Erlaubnis noch alle 10 Jahre neu beantragt und vom Generalvikar gewährt werden. Noch im Jahr 1971 ist in den Akten eine jährliche “Hirtenmesse” im Frühjahr und eine “Erntedankmesse” im Herbst belegt.
Gebet zur Muttergottes von Nittingen
Maria, du Königin des Himmels! Wir sehen Dich von Gott her mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Du hast mit einem liebenden Herzen und erfüllt vom Heiligen Geist immer ganz nahe bei Gott gelebt. Sein Licht und seine Weisheit haben dein Leben reich gemacht. In seiner Gegenwart warst du glücklich. In der Geburt deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus, hast du der Welt den Heiland geschenkt. Wir danken dir dafür. Bis heute trägst du der Welt den Erlöser entgegen. Du stellst uns Christus vor, um uns zu zeigen, wie wir Menschen sein können: barmherzig, friedlich und immer bereit, unserem Nächsten zu helfen.
Wir sehen dich als Mutter Gottes, die Jesus in die Arme nimmt, als wolltest du uns sagen: Nehmt auch ihr Christus an, seine Liebe, seinen Geist und seine Botschaft von der Auferstehung und vom ewigen Leben! Tragt das Licht Christi in die Welt hinein und werdet auch selbst zu Botschaftern des göttlichen Lichtes! Maria, du große und mächtige Fürsprecherin an Gottes Thron! In deiner mütterlichen Liebe hältst du das Schicksal unserer Erde in deinen Händen, um es deinem Sohn entgegenzubringen und um seinen Segen zu bitten. Voller Liebe blickt der Messias auf diese Welt, die er durch sein Kreuz erlöst hat, und er segnet sie.
Lass auch uns ein Segen sein für die Welt. Lehre uns, großzügig und hochherzig nach Gottes Willen zu leben, wie du es getan hast. Lass uns fest stehen im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe. Lass uns stark sein im Glauben an den dreifaltigen Gott. Er ist ja unser Vater, unser Schöpfer und unsere Zukunft. Er ist als das göttliche Wort in Jesus Christus zur Welt gekommen und hat wie wir als Mensch gelebt. Durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat er das Geschick der Welt zum Besseren gewendet. Er wirkt als Heiliger Geist bis heute fort und lebt in den Herzen aller, die an ihn glauben. Gott, nimm uns hinein in dein väterliches Gespräch, das du von Ewigkeit her mit dem Sohn und dem Heiligen Geist führst. Lass uns geborgen sein im Lichtraum der göttlichen Dreifaltigkeit. Heilige Maria, Mutter Gottes, bleibe du unsere treue Weggefährtin auf dem Weg zu Gott. Teile mit uns deine Liebe zu Gott und den Mitmenschen, wie Jesus es uns aufgetragen hat als die Erfüllung des ganzen Gesetzes. Lass uns treu sein bis zum Tod, so werden wir dereinst wie du aufgenommen in die Herrlichkeit des Himmels und empfangen die Krone des ewigen Lebens.
Ulrich Manz